So befeuern die Verlage die Kostenloskultur


BurdaDirect

Meine Freundin braucht Zeitungen zum Nähen für ihre Schnittmuster. Am liebsten ist ihr das große nordische Format. Natürlich wäscht sie sich immer nach dem Zuschneiden der Zeitungsseiten die Finger. Sonst wird ja das neue Kleidchen schwarz, oder das Röckchen eben.

Ich brauche Zeitungen gelegentlich zum Anheizen unseres Azteken-Ofens im Garten. Da ist es nicht so schlimm, wenn die Finger schmutzig werden, der Ofen ist ohnehin verrußt.

Als wir seinerzeit hier eingezogen waren, hatten wir das Umzugsunternehmen Zapf gebucht. Die gaben uns ein Gutscheinheft. Drei Monate Tagesspiegel frei Haus wurden uns darin angeboten. Ganz umsonst. Das Abo endete auch artig von selbst. Hatten wir natürlich dankend angenommen. Hatte teilweise auch Spaß gemacht zu lesen. Martenstein-Kolumnen zum Beispiel. Es war ausreichend Material da für Schnittmuster und den Ofen. Irgendwann war aber Schluss.

Meine Freundin hat Monate später für eine fette Abo-Prämie ein Jahresabo von „Mein Schönes Land“ aus dem Hause Burda abgeschlossen. Obwohl sie das vor Ablauf des Jahres gekündigt hatte, kam jetzt ein Dankesschreiben von BurdaDirect. Das ist die Organisation, die sich um die Abos kümmert. BurdaDirect schenkte meiner Freundin ein 3-Monats-Abonnement der „Berliner Zeitung“. Einfach so. Aus heiterem Himmel. Endet nach drei Monaten automatisch.

Das ist ja mal knorke. Schließlich kommt jetzt der Frühling – und mit ihm tolle Abende am Azteken-Ofen im Garten. Nur für die Schnittmuster ist die Zeitung etwas klein im Vergleich zum Tagesspiegel. Aber man kann ja nicht alles haben.

Zusammengerechnet macht das 0 Cent pro Ausgabe inkl. Zustellung. Da ist es kein Wunder, dass der Mindestlohn für Zeitungszusteller ein echtes Problem für die Verlagshäuser darstellt. Ein reguläres Abo der Berliner Zeitung würde übrigens für drei Monate 100,20 Euro kosten.


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